Christina Dalcher – VOX

VOX, war plötzlich in meinem E-Mail Postfach. Eine Anfrage bzw. eine Werbung vom Fischer Verlag. Im ersten Moment war ich skeptisch, doch nachdem ich kurz reingelesen hatte, wusste ich, diese Anfrage muss ich positiv beantworten.

Daher dreht sich in der heutigen Rezension alles um das Buch von Christina Dalcher – VOX aus dem Genre, Frauen Dystopie.

Worum geht es in VOX?

In einer modernen Welt undenkbar, doch plötzlich gilt ein neues Gesetz. Zurück zu den Tugenden. Zu gehorsamen Frauen, die ihrer Hausarbeit nachgehen, sich um das Wohl der Familie kümmern und die nur noch 100 Worte am Tag sprechen dürfen.

Frauen werden die Sprache, die Stimmen und ihre Meinung gestohlen.

Als die neue Regierung, dieses Gesetz verabschiedet und es als sofort gültig erklärt, rebelliert eine.

Dr. Jean McClellan, wird nicht nur ihrer Stimme beraubt, sondern auch ihrer Arbeit. Sie hat an der Wernicke – Aphasie geforscht und stand kurz vor dem Durchbruch, als sie ihre Arbeit aufgeben musste und in ein Dasein gezwungen wurde, was sie nie freiwillig gewählt hätte.

Doch das ist nicht alles. Sonia, ihre 6 jährige Tochter muss ebenso unter der Regierung leiden. Den sie, die gerade in die Schule gekommen ist, erlernt weder das lesen noch das Schreiben. Hier gelten Wettbewerbe, wer am wenigstem Wörter spricht. Jean, graut es davor, dass ihre Tochter keine Zukunft hat.

Den Frauen wurde alles genommen. Ihr Stimmrecht, ihren Lebensmut, ihre Träume, ihre Stimme und ihre Meinung. Sie sollen nur noch funktionieren.

Ist das das Ende, oder erst der Anfang?

Kann Jean ihr Ziel erreichen oder wird sie an der Regierung zugrunde gehen  und wie viele andere in einem Arbeitslager enden?

 

Wer ist Christina Dalcher?

Christina Dalcher pendelt zwischen den Südstaaten und Neapel. Die gebürtige Amerikanerin, zu deren Helden Stephen King und Carl Sagan zählen, promovierte an der Georgetown University in Theoretischer Linguistik und forschte über Sprache und Sprachverlust. »Vox« ist ihr Debütroman.

 

Wie hat mir VOX gefallen?

Dieses Buch hat mich gefesselt und ich musste es innerhalb von drei Tagen durchlesen. Ich konnte es einfach nicht zur Seite legen, dies war nicht möglich.

Nur noch 74 Worte übrig!

Upps…

Die Story:

Man wächst in einer Welt auf, in der alles normal ist. Bis zum Zeitpunkt, als eine neue Regierung an die Macht gelangt und sich schlagartig alles ändert. Alles in Frage gestellt wird, vor allem das Dasein der Frauen.

Frauen sollen wieder zurück zu den alten Tugenden. Dem Mann dienen, absoluter Gehorsam, Haushalt und Kindererziehung stehen an erster Stelle. Ihnen wird der Zugang zu Laptop, Handy, Büchern und der Post verweigert. Sie sollen sich auf ihre Aufgaben besinnen und nicht abgelenkt werden. Dadurch stehen ihnen auch nur 100 Wörter am Tag zur Verfügung. Gemessen durch einen Zähler, integriert in einem Armband. Jede Wortüberschreitung führt zu einer direkten Disziplinierung in Form eines Stromschlags. Die Intensität steigert sich ins unermessliche, je höher die Überschreitung wird.

Doch eine will sich dies nicht gefallen lassen und das ist Jean McClellan. Sie ist Wissenschaftlerin, Mutter und Ehefrau. Doch was sie nicht ist, ist Hausfrau! Vor allem weil sie gerade dabei ist kurz vor einem Durchbruch zu stehen. Sie erforscht die Wernicke- Aphasie, die sich mit dem Sprachzentrum im Gehirn beschäftigt.

Was wenn die Regierung plötzlich ihr Know How benötigt. Doch nicht um zu heilen, sondern um weiteren Schaden mit dem Serum anzurichten?

Die Protagonisten:

Dr. Jean McClellan:

Ist die Hauptprotagonistin in VOX und wird als starke, selbstbewusste Frau dargestellt. Sie hat Schwierigkeiten sich an die Wortbegrenzung zu halten und an alle Einschränkungen die damit verbunden sind. Man merkt sehr stark, wie sie innerlich mit sich kämpft. Wie sie versucht diese 100 Wörter einzuhalten, sich Wörter aufzusparen um ihrer Tochter ein gutes Vorbild zu sein. Doch sie schafft es nicht immer. In ihr ist immer noch die Wissenschaftlerin, die forschen will, doch das kann sie nicht. Sie ist hin und hergerissen und selbst als die Anfrage der Regierung kommt, ob sie helfen kann in Bezug auf die Wernicke Aphasie, sagt sie nicht sofort zu. Sie versucht zu verhandeln.

Patrick:

Ist der Ehemann von Jean und arbeitet für die Regierung. Er sitzt sozusagen mit der Nase mittendrin, wenn es um die neuen Entwicklungen und Abgründe geht, was den Frauen noch angetan werden kann. Für mich ist er das gesamte Buch über eine graue Gestalt, da er nicht wirklich in Erscheinung tritt und in meinen Augen sich trotz der Worteinschränkungen von Jean runterbuttern lässt. Er ist ein Weichei…. Doch am Ende wird es anders und sein Bildnis ändert sich! Mehr verrate ich nicht, sondern würde ich spoilern!

Steven:

Der älteste Sohn von den beiden, macht in meinen Augen die schlimmste Veränderung durch. Bei ihm funktioniert die Gehirnwäsche, die die Regierung einsetzt und er glaubt alles was man ihm sagt. Er lehnt sich sogar gegen seine Mutter auf und hetzt gegen diese.

Wir treffen auf viele weitere Protagonisten, die ihr Päckchen in diesem Buch zu tragen haben. Aber, zu viele will ich hier nicht besprechen und verraten, da ansonsten zu viel von diesem Buch und deren Handlung preisgegeben werden könnte.

Der Schreibstil:

Vox wird aus der ICH- Perspektive von Jean McClellan erzählt. Der Stil, ist simpel, gradlinig, unverschnörkelt, schon fast puristisch. Wodurch manche Szenarien und Situationen noch bedrohlicher und schrecklicher wirken, als sie es eh schon sind. Vox lässt sich sehr gut lesen und man taucht ein in eine Welt, die unsagbar schrecklich ist, aber man dennoch so gefesselt wird, dass man einfach nicht aufhören kann es zu lesen.

Zwischendurch sind immer mal wieder Zeitsprünge aufgetaucht, die mich ein wenig ratlos gemacht haben, die am Ende des Buches aber einen Zusammenhang ergeben und alle offenen Fragen lösen.

Es ist eine stetige Spannung vorhanden, die sich von Mal zu Mal noch mehr aufbaut. Allerdings fehlte mir ganz zum Schluss der AHA Effekt, in dem sich die Spannung löst.

Der Inhalt:

Meine 100 Wörter habe ich mehr als verbraucht.

Dieses Buch hat mich von Anbeginn an, in den Bann gezogen und nicht mehr losgelassen. Ich fand die Vorstellung der Wörterreduzierung, unfassbar schrecklich. Vor allem wenn man bedenkt, das am Tag ca. 16.000 Wörter gesprochen werden. Was sind dann 100!?

Dieses Buch greift ein Thema auf, welches erschreckend ist, aber welches vor allem zeigt, wozu eine Regierung fähig ist. Nicht nur zu manipulieren, sondern auch noch weiteren Schaden für die Zukunft anzurichten. Alleine der Schritt zurück bedeutet für eine Wirtschaft extreme Einbußen. Vor allem aber für die Frauen das Ende einer Zukunft. Die Stimmen, die sie sich erarbeitet haben, werden ihnen wieder genommen. Eine Welt wurde erschaffen, in der ich nicht leben möchte. Eine Welt, die grausam ist. Nicht nur Grausam am berauben der Stimmen, sondern auch was sie planen, was sie vorhaben und wie sie die Menschen manipulieren. Ihre Bestrafung ist unfassbar und ohne Worte, die Taten nicht in Worte zu fassen, ihre Zukunft ungewiss.

Meine Kritik:

An manchen Stellen hätte ich es mir ausführlicher gewünscht. Wahrscheinlich hätte dies dann nicht zum Stil des Buches gepasst, aber es ist etwas was mir fehlt. Nicht dramatisch und tut meiner Bewertung keinen Abbruch, aber ich hätte es blumiger haben wollen, mehr bildlich und nicht ganz so puristisch. Vor allem am Ende fehlt mir die Dramatik, die Schlüsselszene hätte mehr hervorgehoben werden müssen. Sie geht etwas unter, was ich schade finde.

 

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Wer zum Ausgleich etwas Lustiges lesen will, keine schwere Kost, sollte auf das Buch Plötzlich Banshee von Nina MacKay zurückgreifen!

  • Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
  • Verlag: S. FISCHER; Auflage: 1 (15. August 2018)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3103974078
  • ISBN-13: 978-3103974072
  • Preis: 20,00 € (gebundenes Buch)