Blogtour: Interview mit Autorin Maja Loewe – Die Augen des Iriden

Ich darf an meiner ersten Blogtour teilnehmen. 🙂

Bei dieser geht es um das phantastische Jugendbuch von Maja Loewe – Die Augen des Iriden. Vor ein paar Wochen, habe ich zu diesem Buch bereits eine Buchrezension geschrieben. Wer diese gerne noch einmal lesen möchte, klicke bitte HIER!

Nach ein wenig überlegen, habe ich mich dazu entschlossen dieser Buchtour ein Interview beizufügen. Eines mit der Autorin persönlich bzgl. der Idee hinter diesem Buch und die Geburt der Geschichte, die sie erzählt und den Leser mit auf eine atemberaubende Reise nimmt.

91ZtbYW0qNL._SL1500_Lovelyliciousme : Liebe Maja, ich glaube, die erste Frage die jeder Interviewer einem Autor stellt ist, was hat dich inspiriert dieses Buch zu schreiben und welche Idee steckt dahinter?

Maja Loewe: Da kamen mehrere Dinge zusammen.

Das wichtigste ist aber, der richtige Zeitpunkt musste da sein. Ich war eine richtige Weltenbummlerin, habe Kulturwissenschaften studiert, neben bei mal hier gearbeitet, mal dort. Bin zwischen Österreich, Spanien, Italien und England getingelt. Konstant an einem langen Text zu arbeiten, habe ich nicht hinbekommen. Ich habe aber neulich auf meinem Rechner ungefähr 50 Anfänge für ein Buch gefunden. Der Wille war also da.

Dann gab es eine Zäsur in meinem Leben, ich wurde schwanger! Natürlich war der nächste Arbeitsvertrag längst unterschrieben. So habe ich am Samstag einen Schwangerschaftstest auf dem WG-Klo gemacht, hatte am Dienstag meine letzte mündliche Prüfung in bildende Kunst, Mittwoch hat mir mein Frauenarzt die Schwangerschaft bestätigt und Donnerstag bin ich mit meinem klapprigen Nissan an den Gardasee gefahren und habe dort vier Monate als Reiseleitung gearbeitet.

Als ich zurückkam hatten meine WG-Mitbewohner, ein schwules Pärchen, schon ein neues Nest in einer größeren Wohnung gebaut. Die ersten Lebensmonate von meinem Sohn Henry waren ziemlich bunt, mit Hund, Katze und zwischenzeitlich auch einem Igelbaby in der Badewanne. In der Küche habe ich nachts mit meinem Roman begonnen.

Ich habe mit sechzehn mal auf Arte den Kurzfilm „Der flämische Meister“ gesehen. Eine Zahnarzthelferin ist fasziniert von einem alten Gemälde und verschwindet kurz vor der Hochzeit in diesem. Die Idee hat mich nie losgelassen und weil ich sehr kunstaffin bin, fand ich das eine tolle Fähigkeit, die ich unbedingt meinem Romanhelden verleihen wollte. Warum dieser Henry heißt, ist ja naheliegend.

Zudem wollte ich ein Jugendbuch schreiben. Ich hatte keine Lust auf Schachtelsätze, sondern eine klare stringente Sprache, die eine gute und temporeiche Geschichte erzählt. Eigentlich habe ich genau die Geschichte geschrieben, die ich selber gerne lesen würde bzw. Jugendlichen vorlesen würde. Ich habe viel mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet und diesen versucht meine Liebe zu Büchern nahe zu bringen. Daher musste ich Bücher finden, die mich selbst nicht langweilen. Ich habe einmal in einer Buchhandlung nach einem Buch gefragt, wo der Protagonist in Bilder hineinschlüpfen und sich in ihnen bewegen kann. Es gab diese Geschichte nicht, also musste ich sie wohl erzählen …

Das Buch hat übrigens fünf Jahre Arbeit in Anspruch genommen. Mittlerweile habe ich schon ein zweites Kind bekommen. In einer Schwulen-WG lebe ich auch nicht mehr;-)

Lovelyliciousme: Wow, wer hätte gedacht, das hinter der Geschichte noch eine Geschichte steckt, nämlich die Entstehung dieser und der Weg zum Ziel. Vielen Dank für diese kleine Exkursion. Aber nun weiter mit meinen Fragen. Ich gebe zu, dass von dir sehr präsent gewählte Thema der Erkrankung Heterochromie, war mir persönlich nicht präsent. Wie bist du darauf gekommen, dieses Thema für dein Buch zu nutzen?

Maja Loewe: Zunächst war nur die Idee von dem Jungen mit den unterschiedlichen Augen da. Ich begann zu recherchieren und dann kam die Idee quasi zu mir. Die Menschenversuche in Auschwitz, die Lehrerin aus Göttingen bei der man vor ein paar Jahren die Augen der Familie Mechau gefunden hat. Faszinierend finde ich auch den Massenselbstmord, der kurz vor Kriegsende stattfand. Es wurde per Propaganda verkündet, dass die Russen vordringen und einen riesigen Fleischwolf hätten in dem sie alle Deutschen zermalmen. Kleine Jungen haben dann in einer feierlichen Zeremonie Zyankali verteilt. So wurde ein komplettes Dorf ausgelöscht. Auch davon wird nichts berichtet. Selbstmord aufgrund von manipulativer Propaganda ist somit kein literarisches Hirngespinst. Dieser Geschichte nehme ich mich dann im zweiten Teil an.

Lovelyliciousme: Hast du selber Kontakt zu Personen, die an Heterochromie leiden und konntest daher viele Hintergrundinformationen deinem Buch beisteuern?

Maja Loewe: Nein, ich kenne tatsächlich niemanden persönlich. Alles basiert auf einer ausführlichen Recherche.

Lovelyliciousme: Der Leser, wird von dir entführt, in eine Welt, der zwei Augenfarben, in eine Welt, die nicht jedem greifbar ist. Aber…du schaffst es, den Leser dann noch zu verblüffen, indem du eine Kurve schlägst und einen geschichtlichen Aspekt hineinbringst, das KZ Auschwitz. Erzähle mir etwas darüber.

Maja Loewe: Ich benutze viele geschichtliche Aspekte. Von den Jakobinern und dem (Wort)Ursprung der Propaganda, der Entstehungsgeschichte von Fotografie und Film, dem Mythos Odessa, dem Lied der Selbstmörder, das in Ungarn eine Selbstmordwelle auslöste, das geheime Spielcasino der Nazi-Funktionäre, dass im Café Einstein beheimatet war, das Kaiser Wilhelm Institut in dem sich nun das Otto Suhr Institut befindet. Auch die Geschichte um Magritte und den Selbstmord seiner Mutter ist ein kunsthistorischer Fakt. Er ist als kleiner Junge tatsächlich den Spuren am Flussufer der Sambre gefolgt. Darin liegt für mich die Faszination der Geschichte. Sie ist zu einem großen Teil wahr. Ich habe nur die verschiedenen Aspekte verwoben.

Lovelyliciousme: Hat dir dein Studium den einen oder andere Weg geebnet dieses komplexe Thema mit den geschichtlichen Hintergründen und Aspekten miteinander zu verbinden und zu einer Geschichte werden zu lassen ?

Maja Loewe: Neben dem Handwerk des Schreibens habe ich einen Gewissen Blick für Zusammenhänge und Phänomene in der (Kultur)geschichte entwickelt. Ohne mein Studium hätte es die Geschichte so nicht gegeben.

Lovelyliciousme: Welche Idee steckt hinter deiner Geschichte? Willst du dem Leser etwas mit auf den Weg geben?

Maja Loewe: Aufmerksam durch das Leben zu gehen, kritisch zu sein, Dinge jenseits ihrer Oberfläche zu betrachten. Ich wollte Dinge, die wir vielleicht aus Geschichtsbüchern oder dem Schulunterricht kennen, lebendig werden lassen. In einer Welt voller Bilder, sollten wir stets betrachten, woher diese kommen, was sie mit uns machen … und natürlich sollten wir die Wahrheit hinter den Bildern erkennen. Wenn wir zum Beispiel eine wunderschöne Paradiesdarstellung sehen, verbirgt sich dahinter vielleicht eine grauenhafte Botschaft. Was müssen wir tun, um in dieses Paradies zu gelangen? Wir sollten immer daran denken, dass es einem Schöpfer hinter dem Bild gibt, der einen ganz bestimmten Zweck verfolgt. Hier könnte ich auf die Nazi-Propaganda verweisen, aber ebenso auf die Tagesschau. Wir sollen in eine bestimmte Richtung denken. Bilder funktionieren dabei wesentlich effektiver, als Text, weil sie unmittelbarer auf uns wirken.

Lovelyliciousme: Durch meine eigene Internetrecherche habe ich gemerkt, dass das Thema Heterochromie in Auschwitz oberflächlich angeschnitten wird, aber nicht in die Tiefe geht. Wie viel Wahrheit steckt in deinem Buch?

Maja Loewe: Mehr Wahrheit als Fiktion.

Lovelyliciousme: Verrätst du uns wie es weitergeht? Spielt Heterochromie und das Thema Auschwitz in deinem nächsten Band ebenfalls eine Rolle?

Maja Loewe: Da ja im ersten Teil die Basis der Geschichte gelegt wurde, sind diese Themen natürlich präsent. Doch der eigentliche Plan von Paul Sulfur ist ja noch nicht entschlüsselt. Selbstverständlich geht es um die Weltherrschaft. Aber so viel sei gesagt, der Tod von Valeskas Vater spielt eine wichtige Rolle. Und natürlich Bilder. Mit welchem (Bild)medium würdest du, wenn du ein Sulfurer wärst, möglichst viele Menschen erreichen? So, jetzt aber psssst. Sonst verrate ich noch zu viel.

Lovelyliciousme: Abschließend noch eine Frage. Die Wahl deiner Städte und Schauplätze ist die eher zufällig gewählt oder verbindest du mit diesen Orten etwas? Was haben die Städte zentral mit deiner Geschichte zu tun?

Maja Loewe: Berlin spielt natürlich als Sitz des Kaiser Wilhelm Institutes eine wichtige Rolle. Und natürlich weil es eine spannende Metropole ist, die viel Projektionsfläche bietet.

Jerusalem und der Tempelberg spielen für den Ursprung der Weltreligionen und somit auch für die Entstehungsgeschichte der Iriden eine wichtige Rolle. Dass Julius dort seine Wahrheit verkündet, wie auch andere Propheten, fand ich naheliegend. Außerdem gibt es dort, dass Jerusalem-Syndrom, dass ja für die Fäden meiner Geschichte auch eine wichtige Rolle gespielt hat.

Brasilien ist das Land, wo die Gebeine von Mengele angespült wurden. Viele Nazifunktionäre haben nach dem Zweiten Weltkrieg dort Zuflucht gefunden. Im Tal des Itajaí startet der Prolog meiner Geschichte. Dort liegt die Stadt Blumenau. Wer deutsche Fachwerkhäuser mag, ist dort bestens aufgehoben. Unbedingt mal googeln, dass ist echt abgefahren!

Auch die Fortsetzung spielt in unterschiedlichen Metropolen. Die verrate ich aber noch nicht;)

Lovelyliciousme: Liebe Maja, ich danke dir für deine Zeit und die tollen Antworten auf meine Fragen. Ich bin gespannt, was Teil 2 bringen wird…aber bitte lasse uns keine 5 Jahre warten. 😉

XoXo

GEWINNSPIEL!!!

Um daran teilzunehmen, müsst ihr nur HIER klicken, schwups landet ihr auf der Seite von Maja Loewe und müsst dann nur noch diese tolle Frage beantworten:

In welches Kunstwerk würdest du gern hinein schlüpfen und dich ein wenig umsehen?

Es warten phantastische Preise auf euch und wir freuen uns auf eure rege Teilnahme und sind ganz gespannt auf eure Kunstwerke!!!

Um alle Themen verfolgen zu können, hier die Links:

Pia´s Bücherparadies (Montag 14.09.15)

Piranhapudel (Mittwoch 16.09.15)

Zebrabutter (Donnerstag 17.09.15)

Janas dunkle Geschichten (Freitag 18.09.15)