Blinde Lüge

Blinde Lüge ist das neuste Werk von Claudia Giesdorf.

Wer meinen Blog verfolgt, weiß das ich Claudia seit Anbeginn begleite und meistens das große Glück habe ihre Bücher noch vor dem Lektorat lesen zu dürfen. Das heißt ich lese oftmals mehr Seiten als ihr und darf dann meinen ganz persönlichen Senf hinzugeben.

Claudia kennt meine 6 minutigen Sprachnachrichten schon…vor allem, die Lücken in diesen, wenn ich wieder einmal sprachlos bin. 😊

Dieses Buch kann dem Genre Thriller zugeordnet werden.

Das Licht am Ende“ kann ich nur empfehlen…

 

Worum geht es in Blinde Lüge?

Katalina hat sich bei einer blöden Rangelei mit ihrem Freund Milo, das Auge verletzt. So sehr, dass sie nun für längere Zeit beide Augen zukleben muss, damit der Heilungsprozess beginnen kann und das gesunde Auge davon nicht beeinträchtigt wird.

Weil Milo eine gewisse Mitschuld trägt, bietet er ihr an, mit ihm zu seinen Eltern nach Brandenburg in eine alte Villa zu ziehen, damit sie Katalina unterstützen können.

Denn diese ist aktuell komplett auf ihre anderen Sinne angewiesen. Hören, tasten und riechen.

Zu Anfangs scheint alles noch in Ordnung zu sein und Katalina gewöhnt sich an das Leben in der Villa. Doch der Schein trügt. Denn irgendwas scheint ganz und gar nicht in dieser zu stimmen.

Katalina wird von ihrer Vergangenheit und den daraus resultierenden Ängsten eingeholt. Ihre aktuelle Blindheit macht ihr zu schaffen, denn mittlerweile kann sie kaum noch unterscheiden zwischen Realität und Einbildung.

Spielt ihr Gehirn ihr einen Streich? Sind die Geräusche die sie wahrnimmt gar nicht real?

Milos Eltern, Gabriela und Halvar sind ihr auch keine große Hilfe, denn auch diese scheinen ein Geheimnis zu bewahren?

Was passiert, wenn dich plötzlich die Panik überkommt und du nur noch wegwillst?

Wenn du rennen willst, aber nicht kannst, weil deine Augen dir keine Hilfe sind, wenn deine Ohren und deine Sinne dir einen Streich spielen und du glaubst, dass dies deine letzte Nacht in diesem Haus ist? Was tust du?

Komm mit in eine Villa. Eine Villa im Nirgendwo. Verlassen in Brandenburg. Ein Haus mit einer Geschichte. Ein zu Hause einer Familie. Doch niemals dein zu Hause. Denn diese Villa bedeutet deinen Tod. Flieh, solange du kannst. Drehe dich nicht um… lauf und höre auf deine Sinne!

Komm mit in diese eine Villa!

 

Wer ist Claudia Giesdorf?

Claudia Giesdorf wurde 1982 in Rheinland-Pfalz geboren. Kurz nach der Wende zog sie mit ihrer Familie nach Berlin, wo sie noch heute mit ihrem Mann und ihrer Tochter lebt. Ihre Leidenschaft für Bücher kristallisierte sich schon im Alter von fünf Jahren heraus, als sie ihre Eltern anbettelte, ihr Lesen beizubringen. Seitdem ist kein Buch und kein leeres Blatt vor ihr sicher.
Unter ihrem Pseudonym sind bereits drei Liebesromane mit Krimielementen erschienen.

 

Wie hat mir Blinde Lüge gefallen?

Bei einem Thriller ist es wichtig, nicht zu viel zu verraten, da ansonsten die ersten Puzzlestücke bereits an ihren Platz fallen und die Spannung verloren geht. Daher versuche ich das Ganze ein wenig zu umschiffen und dennoch einen Eindruck von diesem Buch zu vermitteln.

Im letzten Buch von Claudia Giesdorf hat sie uns in einen Wald entführt. Dieses Mal geht es in eine alte Villa. Ursprünglich bin ich davon ausgegangen, dass es nur dort spielt, was aber nicht der Fall ist. Wir haben zusätzlich zu der Villa auch noch andere Settings.

Ich glaube, was dieses Buch aber viel mehr ausmacht als den Ort, ist der gewählte Stil. Es handelt sich um Gespräche zwischen Katalina und ihrem Psychiater. Das Ganze wird in Form von Sprachnachrichten an den Leser übermittelt, denn Katalina will nicht in seine Praxis kommen, aber trotzdem ihre Story teilen, als Rückversicherung. Der Psychiater lässt sich darauf ein und erlebt ein Wechselbad der Gefühle. Hier ein kleines Gimmick: Claudia hat diese Sprachnachrichten eingesprochen, welche über einen QR-Code abgerufen werden können.

Wir lesen dieses Mal ein Buch, welches unendlich detailliert Dinge beschreibt. Denn Katalina ist durch ihren Unfall vorübergehend erblindet und nimmt ihr Umfeld nun anders dar. Dies wird an den Leser transportiert durch kleinteilige Beschreibungen, die Wiedergabe von Gefühlen, Haptik und Emotionen. Ich habe zwischenzeitlich meine Augen geschlossen und versucht mal Geräusche um mich herum wahrzunehmen und nachzuvollziehen wie es ist, wenn dir eines deiner Sinne abhandenkommt.

Die Umsetzung davon ist Claudia famos gelungen. Man kann sich komplett in den Beschreibungen verlieren und nachvollziehen wie es ist, wenn man auf andere angewiesen ist aber auch auf seine verbliebenen Sinne. Es fließen immer Informationen mit ein, wie es ist, wenn eine Netzhautverletzung vorliegt, was das Auge mit einem macht, was aber auch das Gehirn anfängt zu treiben, wenn es plötzlich Informationen anders verarbeitet.

So kommt es dann auch, dass man irgendwann im Buch anfängt zu stutzen, zu überlegen und sich selbst nicht mehr sicher ist, was gerade passiert ist. Auch der Leser hat irgendwann Probleme, Realität von Fiktion zu unterscheide und an dem was in der Villa passiert zu zweifeln. Denn es treten immer wieder Dinge in Augenschein, die eigentlich nicht sein können. Doch erklärbar sind sie nicht.

Claudia Giesdorf führt uns als Leser komplett an der Nase herum.

Sie streut Brotkrummen, die einen schier zur Verzweiflung bringen, vor allem als dann eine Bombe platzt, sich plötzlich alle Szenarien verschieben und neu anordnen. Die Spannung ist unfassbar, man denkt, ja das ist die Lösung und dann bricht es ab und man findet heraus, nein…nur ein Teil davon. Einer der uns als Leser zwar Wissen vermittelt, uns aber in keiner Art und Weise zum Ziel führt.

Ich musste feststellen, selbst wenn ich alle Brotkrummen im Verlauf des Buches aufgesammelt hätte, ich wäre der Lösung kein Stück nähergekommen. Das Ende sehr überraschend! Sehr spannungsgeladen und actionreich. Etwas, das den Puls noch einmal nach oben treibt und das Buch zu einem würdigen Abschluss bringt.

Der Schreibstil ist unfassbar gut, da wie immer wieder Höhen und Tiefen erleben, auf Wellen voller Spannung mitschwimmen und drohen unterzugehen. Dieses Buch strotz vor Adjektiven, die uns alle Szenarien, alle Situationen mehr als bildlich beschreiben um das fehlende Augenlicht von Katalina an den Leser weiterzugeben. Das wahrnehmen von Geräuschen und Gerüchen ist ebenfalls sehr präsent. Man kann sich komplett in diesem Buch verlieren, da es einen mitnimmt auf eine Reise die anders ist als gedacht, die es schafft uns Angst zu vermitteln, Hilflosigkeit, unser innerstes nach außer kehrt und gleichzeitig aufzeigt wie verletzlich wir sind, wenn plötzlich Realität und Fiktion ineinanderfließen und kein Unterschied erkennbar ist.

Die Protagonisten, muss man innerhalb des Buches kennenlernen, vor allem ihre Wandlung, ihre Bedürfnisse so zu reagieren und ihr wahres Ich. Dieses Buch lebt nicht von den Protagonisten, es lebt von der Wahrnehmung, vom Fühlen, vom Riechen, von der Angst und davon zu vertrauen. Wenn man kann?

 

Tausend Dank an Claudia für dieses tolle Rezensionsexemplar.

 

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  • Herausgeber‏: ‎ Claudia Giesdorf (Nova MD); Erstauflage (17. Oktober 2022)
  • Sprache‏: ‎ Deutsch
  • Taschenbuch‏: ‎ 308 Seiten
  • ISBN-10‏: ‎ 3985955034
  • ISBN-13‏: ‎ 978-3985955039
  • Preis: 13,99 € (Taschenbuch)