Buchrezension: Maria Semple – Wo steckst du, Bernadette?
Es handelt sich um das Buch von Maria Sample – Wo steckst du, Bernadette?, aus dem Genre Gegenwartsliteratur.
Worum geht es in dem Buch?
Bernadette Fox, chaotisch, leicht überfordert in manchen Dingen, Architektin ihrer Zeit und unglaublich liebenswert. Sie lebt mit ihrem Ehemann Elgie, erfolgreicher Microsoft Angestellter und Tochter Bee in einer ehemaligen Mädchenanstalt. Doch das Haus ist sehr heruntergekommen und droht zu verfallen. Denn Bernadette hat ihren Glauben an sich und ihre Fähigkeit Häuser neu zu erschaffen verloren.
Doch Elgie und Bee sehen darüber hinweg, denn sie lieben Bernadettes Humor, Witz und ihre ganz eigene Art zu leben! Doch Bernadette wird des Öfteren heimgesucht von quälenden Ängsten. Solche die sie dazu veranlassen in eine Schockstarre zu verfallen und nicht weiter machen zu können. In solchen Momenten findet sie andere Mütter ganz besonders perfekt organisiert und hält diese für tierische Nervensägen.
Um in solchen Momenten dennoch Dinge erledigt zu bekommen, beschäftigt sie eine Assistentin. Sie korrespondiert online mit Manjula, denn diese sitzt in Indien und arbeitet für 0,75 Dollar die Stunde, alle Dinge ab, die Bernadette ihr aufträgt. Angefangen über Restaurant Buchungen bis hin zu Bankgeschäften und der Planung des gemeinsamen Familienurlaubes, in die Antarktis!
Antarktis? Bee, ihrerseits Streberin, hat über Monate an diesem Thema in der Schule gearbeitet und möchte nun alles in Natura sehen. Laut ihren Eltern hat sie sich dies auch mehr als verdient. Sie sieht Bernadette als Mutter an, nicht perfekt, nicht Mutter spezifisch, aber ihre Mutter und sie will auch keine andere.
Doch plötzlich ist Bernadette verschwunden? Sie ist ausgebrochen aus ihrem Leben und hat sich auf und davon gemacht? Wo kann sie nur sein?! Wurde ihr alles zu viel?
Wer ist Maria Semple?
Maria Semple reiste die ersten Jahre ihres Lebens mit ihren Eltern kreuz und quer durch Europa, bevor sie nach Los Angeles und später nach Colorado zog. Sie studierte am Bernard- College und reichte nach erfolgreichem Abschluss ein Skript bei Twentieth Century Fox ein. Somit zog es sie nach LA. Mittlerweile lebt sie mit Tochter und Ehemann in Seattle. Schreibt Bücher, studiert nebenbei und hat es geschafft mit „Wo steckst du, Bernadette?“ 30 Wochen auf der NY-Times Bestsellerliste zu stehen!
Wie hat mir das Buch gefallen?
Ausgesucht habe ich mir das Buch, weil mich das Cover direkt angesprochen hat. Es war nur zweitrangig der Klappentext, denn viel interessanter fand ich Bernadette mit ihrer großen Sonnenbrille und dem Buchtitel. Umso erfreuter war ich, als ich bereits nach wenigen Seiten feststellen musste, genau mein Ding! Da liest sich ein Buch fast von alleine.
Maria Semple, hat nicht einfach ein Buch geschrieben, nein! Sie hat ein Buch geschrieben welches eine Kombination aus Brief- und Dialogform bildet. Briefe und E-Mails, die zwischen den einzelnen Protagonisten geschrieben werden und die Erzählungen bzw. Dialoge werden aus der Sicht von Bee dargestellt. Aus der Sicht einer 15 jährigen!
Das Buch ist eine wunderbare Komödie. Es hat doch einen recht schwarzen Humor, der in vollen Zügen in den Briefen und E-Mails ausgelebt wird. Des Öfteren gerät man ins schmunzeln und fragt sich zurecht immer wieder, das steht da nicht wirklich, oder? Das lesen alleine bereitet einem unendlich viel Freude und Spaß, denn die Abwechslung die dieses Buch mit sich bringt ist enorm.
Maria Semple, legt ein ungeheures Tempo vor, gute Dialoge…vor allem wenn Bee sie wiedergibt und in ihren Gedanken durchspielt. Aber oftmals werden sogar Dialoge in Briefform abgebildet, indem kurze E-Mails ausgetauscht werden. Alleine, diese haben Pfeffer im Popo und schaffen es, binnen Sekunden das Blatt der gesamten Geschichte zu drehen.
Dieses Buch ist voller Wendungen und glaubwürdiger Windungen, dass man in manchen Momentan in sich gehen muss um zu überlegen, ja wie war das nun wirklich?! Es ist eine Geschichte mit Ecken und Kanten, eine Geschichte die eigentlich traurig ist, wenn man darüber nachdenkt. Denn Bernadette hat sich in sich selbst verloren. Sie ist gescheitert mit einem Projekt und dieses hat ihr so zugesetzt da sie auch Jahrzehnte danach nicht in der Lage ist, ihren Glauben an sich selber wiederzufinden. Sie muss erst ausbrechen! Ausbrechen aus ihrem Leben, aus ihrer Familie, etwas alleine erleben und nachdenken. Erst dann begreift sie was wichtig ist und sie macht sich frei von dieser Last!
Sie lernt was es heißt geliebt zu werden, dass Menschen an sie glauben und dass der wahre Glaube an sich selbst in ihr verborgen ist! Das alles erfährt Bernadette als sie ausbricht, wegläuft und unauffindbar ist. Eigentlich ist sie es nicht, denn sie hat eine Fährte hinterlassen, die ihre Tochter Bee anfängt zu verfolgen. Denn Bernadette wäre nicht Bernadette wenn sie sich nicht doch ein Hintertürchen offenhalten würde.
Maria Semple hat grandiose Protagonisten erschaffen. Lediglich eine kleine Auswahl stelle ich vor, denn viele muss man lesen, aus dem Kontext verstehen lernen und begreifen was sie für ein Bindeglied in dieser Geschichte voller schwarzer Humor darstellen.
Natürlich ganz weit vorne Bernadette. Sie trägt stets eine Sonnenbrille. Egal bei welchem Wetter, sie trägt stets die gleichen leicht altbackenen Klamotten (Capri Hose, Slipper und seit neustem eine Anglerweste unter ihrer Jacke). Ist ein wenig exzentrisch, vor allem dann wenn es um andere Mütter geht, ist unendlich liebevoll und sehr stolz auf ihre Tochter Bee, hat sich nach ihrem Architektendesaster nicht mehr verwirklicht, sondern verkriecht sich in einer Art Selbstmitleid. Ihr scheitern sitzt zu tief, dass sie an diesem kaputt geht! Rettet die Antarktis Bernadette oder fällt der Urlaub ins Wasser, weil sie ihre Ängste nicht in den Griff bekommt?
Dann ist da noch Bee. 15 Jahre jung, talentierte Musikerin, Streberin und behält immer einen kühlen Kopf. Kühler zumindest als ihre Mutter! Die ganze Geschichte ist aus der Sicht von Bee erzählt und man erfährt gerade zum Ende des Buches vieles, was sie bewegt, wie sie zu Dingen steht und vor allem was sie an ihrer Mutter / Eltern liebt und schätzt. Bee ist für ihr Alter zwar klein und schmächtig aber von ihrem Verstand her eine ganz Große!
Mehr will ich nicht verrate, außer dass es sich lohnt in dieses aberwitzige Buch, mit viel schwarzem Humor, ein wenig kriminalistischen Passagen und ganz viel Liebe einzutauchen.
Dieses Buch ist ein wahres Lesevergnügen und absolut gerechtfertigte 30 Wochen auf der NY Times Bestsellerliste!
Hast auch du eine Bernadette in dir?
- Taschenbuch: 384 Seiten
- Verlag: btb Verlag (12. Januar 2015)
- Sprache: Deutsch
- ISBN-10: 3442748518
- ISBN-13: 978-3442748518
- Originaltitel: Where’d you go, Bernadette
- Preis: 9,99 € (Taschenbuch)