Sarah Lyu

14 Minuten

14 Minuten – gelogene Wahrheit lautet der vollständige Titel des Buches.

Dieses Buch ist bereits 2020 erschienen. Allerdings hat mich der Klappentext so sehr angesprochen, dass ich es einfach lesen musste.

Es kann dem Genre Missbrauch von und durch Jugendliche zugeordnet werden.

 

Worum geht es in 14 Minuten?

Jack ist Remys große Liebe.

Doch was passiert, wenn die Liebe von jetzt auf gleich zerstört wird?

Denn nur eine einzige Nacht verändert das Leben von Remy für immer.

Es ist die Nacht in der Jack stirbt.

Sie verliert nicht nur von jetzt auf gleich ihre große Liebe, sondern zweifelt auch an allen, woran sie je geglaubt hat.

Jack ist nicht einfach nur gestorben. Er wurde erschossen. Erschossen von Remys bester Freundin Elise.

Doch wenn jemand Remy fragt, was genau passiert ist, dann kann sie sich an die entscheidenden 14 Minuten einfach nicht mehr erinnern. Wie ein Loch, ein tiefes schwarzes Loch, in dem einfach nichts zu finden ist. Als seien diese Minuten gelöscht worden.

Elise beteuert immer wieder, es sei ein Unfall gewesen. Sie hätte Jack niemals erschossen.

Remy glaubt ihr und sagt dies auch bei der Polizei aus, obwohl ihr entscheidende Teilstücke in ihrer Erinnerung fehlen.

Sie glaubt Elise, denn sie glaubt nicht daran, dass Elise zu einem Mord fähig sein könnte. Oder etwa doch?

 

Wer ist Sarah Lyu?

Sarah Lyu lebt mit ihrem Mann und ihren Hunden in Birmingham, Alabama. Sie liebt es zu wandern, man trifft sie aber auch immer wieder mit einem Buch in der einen und einem Tee in der anderen Hand an. 14 MINUTEN GELOGENE WAHRHEIT ist ihr erstes Jugendbuch.

 

Wie hat mir 14 Minuten gefallen?

Warnung! In diesem Buch werden Themen wie Suizidgedanken, Kontrollzwang, Verlustängste und Manipulation behandelt!

Dieses Buch ist keine leichte Kost und man sollte sich auf dieses unvoreingenommen einlassen.

Der Einstieg in dieses Buch ist ein wenig unkonventionell, denn er startet mit dem Ende der Story. Der Autor rollt das Geschehene sozusagen von hinten auf und springt daher in die Vergangenheitsform, um dem Leser die Ereignisse die passiert sind schildern zu können.

Gepaart wird das Ganze mit Passagen, die im Hier und Jetzt passieren. Nämlich dann, wenn Remy von der Polizei befragt wird. Generell ist das Buch aus der Ich- Perspektive von Rey geschrieben, was mir sehr gut gefallen hat. Denn es lässt sich leicht, schnell, flüssig und flott lesen. Es wird komplett auf verschachtelte Sätze verzichtet und man kann vollständig in das Geschriebene eintauchen.

Dieses Buch lebt vor allem von seinen Protagonisten.

Vorne weg natürlich Remy. Ich war leicht erschüttert über die Verhältnisse die dort in der Familie vorherrschen, denn ihr Alltag ist geprägt von Angst und Verlustängsten. Der Boss in der Familie ist eindeutig, Remys erfolgreiche Mutter, die sich als Gehirnchirurgien einen Namen gemacht hat. Sie pflegt mit ihren Kindern und ihrem Mann einen sehr ruppigen Umgang. Was oftmals zu Streitigkeiten zwischen den Eltern führt und von einem gut funktionierenden Mutter Tochter Verhältnis sind beide Meilenweit entfernt. Auch zu ihrem Bruder Christian pflegt sie keinen guten Kontakt, so dass ihr Alltag vor allem von Angst geprägt ist. Ihre einzige feste Konstante ist ihre Freundin Melody, die davon aber all nichts ahnt und weiß. Remy als Person ist gutgläubig und wahnsinnig naiv. Sie lässt Dinge im Raum stehen, ohne etwas zu hinterfragen. Sie glaubt anstandslos, alles was man ihr erzählt.

Elise ist der zweite Hauptprotagonist. Sie ist das komplette Gegenteil von Remy. Sie ist komplett extrovertiert. Sie ist laut, wild, unbeherrscht, nicht auf den Mund gefallen und manipulativ. Denn wenn sie etwas will und sich dies in den Kopf gesetzt hat, dann weiß sie genau, welche Fäden gezogen werden müssen um ihr Ziel zu erreichen. Sie weiß sich stets zu wehren, egal ob verbal oder körperlich und zeigt selten Schwächen. Man könnte meinen sie, sei eine junge taffe Frau, die selbstsicher durchs Leben geht. Doch hört man hinein in sie, stellt man ganz schnell fest, wie sehr man irrt. Denn sie würde niemals etwas von ihren wahren Gefühlen preisgeben, noch nicht einmal einer Freundin gegenüber.

Die beiden könnten nicht unterschiedlicher sein. Vielleicht haben sie sich gerade deswegen zueinander hingezogen gefühlt. Das mag vor allem daran liegen, dass Remy das erste Mal das Gefühl vermittelt bekommt, wichtig zu sein und als Mensch wert geschätzt zu werden. Das was sie bei ihrer Familie nicht erhält, gibt ihr Elise. Diese hat es genauso beabsichtigt und will daher für Remy unverzichtbar werden.

Durch die neu wachsende Freundschaft der zwei, rückt Melody komplett in den Hintergrund. Spätestens da, habe ich mich gefragt ob Remy wirklich so naiv ist oder sieht sie alles durch eine rosa Brille, weil endlich jemand das an sie abgibt, wonach sie sich so sehr sehnt? Ist es so einfach einen labilen Menschen wie Remy für sich zu gewinnen und zu manipulieren?

Denn es werden keinerlei Dinge hinterfragt, die Elise tut und macht. Remy akzeptiert alles. Kein einziges Mal gerät sie ins stocken und überlegt, ob all dies rechtens ist und sie wirklich so vereinnahmt werden will?

Erst als Jack ins Leben von Remy tritt, bekommt die Freundschaft zu Elise starke Risse. Denn eine junge Liebe, will ihre Zeit gemeinsam verbringen, ganz zum Leidwesen der vermeintlichen besten Freundin. Schnell wird klar, dass Jack das Verhalten von Elise missfällt und Elise nur ganz schwer die kostbare Zeit an Jack abtreten will. Daher versucht sie Remy noch mehr für sich zu vereinnahmen und zu kontrollieren. All dies stellt diese drei Konstellation vor eine harte Probe.

Die Story selber, dreht sich um diese drei Personen. Die Autorin schafft es, dem Leser so viele Gedanken, Gefühle und innere Kämpfe der Protagonisten auf einem Tablett zu servieren, dass man von diesen Gefühlen ganz eingenommen wird.

Die Geschichte ist gut durchdacht. Am Ende laufen alle Fäden zusammen, verweben sich miteinander und ergeben ein großes Ganzes. Denn das Freundschaftsschicksal der Drei hat mich nicht losgelassen und ich war so gefesselt, dass ich das Buch einfach schnell lesen musste. Denn die Fragen im Raum sind ganz klar, was hat es mit dem Tod von Jack auf sich? Was ist in den 14 Minuten wirklich passiert?  Wie geht es mit der Freundschaft von Elise und Remy weiter?

All dies wird in einer gewissen Art und Weise beantwortet.

Trotzdem ist dies kein Buch, welches man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Denn gerade wegen der bereits oben erwähnten Themen ist dies kein Buch, was man mal eben so wegsteckt, zuklappt und ins Regal stellt. Man denkt darüber nach und fragt sich irgendwann selbst, ob Remy nicht von der toxischen Beziehung zu Elise hätte loskommen können. Ob sie dies nicht von sich aus gemerkt hätte. Eine Frage, die sich schwer beantworten lässt, vor allem bei der familiären Situation in der sie zu Hause lebt.

 

Vielen lieben Dank an den Magellan Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

 

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Ein vergleichbares Buch, gibt es nicht zu empfehlen. Daher, empfehle ich einen Thriller für Erwachsene, der ebenfalls auf Manipulation setzt. „Das Licht am Ende“ von Claudia Giesdorf.

  • Herausgeber ‏ : ‎ Magellan; 1. Edition (15. Juli 2020)
  • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
  • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 400 Seiten
  • ISBN-10 ‏ : ‎ 3734850479
  • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3734850479
  • Lesealter ‏ : ‎ 14 – 17 Jahre
  • Preis: 18,00 € (gebundenes Buch)