Buchrezension: T.R. Richmond – Wer war Alice?

Es handelt sich um den Debütroman von T.R. Richmond – Wer war Alice?, aus dem Genre Thriller.

 

Worum geht es in dem Buch?

Alice Salmon starb mit gerade einmal 25 Jahren. Ihr lebloser, kalter und aufgedunsener Körper wurde in einem Fluss gefunden. Sie hatte ihren letzten Abend mit Freunden verbracht, doch irgendetwas schien anders zu laufen als gedacht. Denn plötzlich war Alice verschwunden.

Ist ihr Tod ein Unfall? Ist sie von einer Brücke gestürzt, weil sie mit ihren Freunden zu viel Alkohol getrunken und ihr Gleichgewicht verloren hat? Liegt die Polizei mit ihren Vermutungen richtig und Alice Tod ist nur ein tragischer Unfall oder steckt womöglich mehr dahinter?

Die Nachricht von Alice Tod verbreitet sich an der Universität und in den sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Es wird spekuliert, es wird geredet und es wird viel erzählt. Man stellt Vermutungen an, über sie, über ihr Leben und über ihre letzten Stunden.

Auch ihr ehemaliger Professor Jeremy Cooke nimmt an diesen Unterredungen teil. Aber wieso? Was hat es mit ihm und seinem immensen Interesse an Alice auf sich? Er will herauszufinden, was wirklich an diesem kalten, schneeigen Tag passiert ist. Denn er glaubt nicht daran, dass es sich um einen Unfall handelt.

Er fängt an zu recherchieren, sammelt alles was er über Alice finden kann und fängt an, ein Buch über diese zu schreiben. Doch nicht allen gefällt das, was der Professor tut und schnell werden Stimmen wach, die gegen ihn wettern und sich fragen wieso er so engagiert ist? Warum hat er so ein großes Interesse an Alice und was hat ihr Exfreund Luke und ihr bester Freund Ben mit dieser Sache zu tun? Wird es ihm gelingen, herauszufinden wer Alice war?

 

Wer ist T.R. Richmond?

T.R. Richmond ist ein preisgekrönter Journalist, der für regionale sowie überregionale Zeitungen, Magazine und Webseiten geschrieben hat. Die Übersetzungsrechte von „Wer war Alice“ wurden in über 20 Länder verkauft.

 

Wie hat mir das Buch gefallen?

Als ich den Klappentext von diesem Buch gelesen habe, wusste ich… ich muss es lesen, ich muss es haben und ich war Feuer und Flamme! Irgendwie hat es mich gepackt und nicht mehr losgelassen. Als dann die E-Mail vom bloggerportal kam, mit dem Vermerk, ich darf es lesen und rezensieren konnte ich meine Ungeduld kaum noch im Zaum halten. Nur wenige Tage später ging es dann auch schon los!

Und dann kam, was kommen musste… von himmelhochjauchzend, ein Fall in die Tiefe! Aber wieso nur? Wieso hat mich die Flamme, die mich beim Klappentext gepackt hat von jetzt auf gleich verlassen?

Relativ schnell und simpel erklärt. Es handelt sich um keinen typischen Roman/ Krimi, sondern um eine Ansammlung von E-Mails, Briefen, Tagebucheinträgen, Einträge aus sozialen Netzwerken etc. Dieses Buch ist keine Geschichte, die sich in einem Rutsch herunter lesen lässt, sondern eine Geschichte aus Sicht von vielen unterschiedlichen Protagonisten. Von daher finden auch immer wieder zeitliche Sprünge statt. Vor allem wenn es um die Tagebucheinträge von Alice geht. Diese sind nicht zwingend chronologisch sortiert, sondern werden vom Autor stets dort eingefügt, wenn das Gefühl entsteht, Alice muss mehr beschrieben, tiefgründiger dargestellt und präsentiert werden. Natürlich lernt der Leser Alice aufgrund ihrer Tagebucheinträge anders, persönlicher und tiefgreifender kennen. Schnell wird klar, dass hinter der Fassade der Alice mehr steckt und das ihre Berufung das Schreiben, der Journalismus und die Gerechtigkeit war.

Diese Tagebucheinträge werden gestützt von Briefen, die der Professor Jeremy Cooke an seinen besten Freund schreibt sowie die E-Mails die er mit Alice Mutter austauscht. Wir erfahren nicht zwingend in dieser Kommunikation etwas über Alice, sondern viel mehr etwas über Jeremy. Über seine Vergangenheit und wieso er so verbissen daran arbeitet, den Fall Alice zu lösen. Achtung, hier erläutere ich nicht mehr, sondern würde ich spoilern!

Das ganze Konstrukt aus Kommunikation wird ergänzt um Zeitungsartikel die Alice geschrieben hat bzw. die von ihrem Tod berichten, sowie Auszüge und Kommunikationen aus sozialen Netzwerken die sich über Alice auslassen.

Richmond verwendet sogar Teile aus SMS, die sich die Protagonisten untereinander geschrieben haben. Was man ihm zugutehalten muss. Er hat es geschafft jedem Protagonisten der schriftlich zu Wort kommt einen anderen Schreibstil zukommen zu lassen. Die einzelnen Nachrichten unterscheiden sich stets voneinander und man erkennt schnell die Stile der einzelnen Personen heraus. Was ich als sehr positive erachte.

Dennoch ist es mir sehr schwer gefallen dieses Buch zu lesen. Es hat mich nicht richtig gepackt, denn meine Erwartungshaltung war nach dem Klappentext eine andere. Aufgrund diesem erwählten Stilmittel, ist auch keine wirkliche Spannung entstanden, sondern eher eine Erzählung und eine Biographie über Alice, ein Teil von ihrem Leben und der Versuch ihren Tod zu erklären bzw. aufzuklären. Ich habe mich immer wieder dabei ertappt, wie ich beim Lesen abgedriftet bin und mit den Gedanken nicht mehr beim Buch war. Daher musste ich manche Seiten leider 2-3 mal lesen!

Alice, die wirkliche Protagonistin, lernen wir nie lebend kennen! Wir erleben sie anhand ihrer Tagebücher, ihrer Zeitungsartikel und aus Erzählungen. Man kann sich am Buchende zwar ein Bild von ihr machen, aber es ist noch leicht verschwommen und wird auch nicht ganz klar! Richmond bedient sich einer Handvoll Protagonisten, die sein Werk mit Leben füllen. Doch mein Bauch sagt ganz klar, keiner davon lässt sich nun wirklich skizieren. Sie sind alle angerissen, alle teilweise ausgefüllt mit Leben und Wissen aber keiner davon ist mir direkt in Erinnerung geblieben, dass ich diesen portraitieren könnte.

Irgendwie Schade, denn die Story hinter diesem Buch gefällt mir sehr gut. Doch die Umsetzung, hat mich leider nicht überzeugt.

Dennoch allen, die wissen möchten „Wer Alice war?“ viel Spaß beim Lesen und mit Toleranz und Weitblick an dieses Buch herangehen und ihm eine faire Chance einräumen!

 

  • Broschiert: 448 Seiten
  • Verlag: Goldmann Verlag (29. Februar 2016)
  • Sprache: Deutsch
  • ISBN-10: 3442205085
  • ISBN-13: 978-3442205080
  • Originaltitel: What she left
  • Preis: 14,99 € (broschiert)