Ihr Lieben…
Ich habe mich mit meinem kleinen Blog tapfer durch die ersten beiden Runden geschlagen und mich daher für die heutige 3. Runde qualifiziert!
Bei dieser Runde geht es um das Schreiben… das was einen Blog sozusagen ausmacht. Aber nicht irgendwie schreiben, sondern schreiben unter ganz bestimmten Vorgaben und unter Einhaltung von Richtlinien.
Diese könnt ihr <hier> nachlesen!
Nun will ich euch aber gar nicht länger auf die Folter spannen und starte daher mit meinem Beitrag für die 3. Runde des SBA2016! #SBA2016
Ich packe meinen Koffer und nehme mit….
Es ist Freitag, es ist heiß… Ich sitze hier in meinem Schwangerschaftshängerchen, der kleine Mitbewohner hat es sich wahrlich bequem gemacht, sorgt nur minder für Unwohlsein und jede Bewegung meinerseits lässt Schweißperlen über meine Stirn wandern, während ich in die Tasten des Laptops haue.
Es gibt kaum etwas Ekligeres als still zu sitzen und zu schwitzen. Keine Brise geht, die Hitze steht und das bereits morgens um 9 Uhr…
Was würde ich da nicht für einen Ventilator tun?!
Mich ins Auto setzen und einen kaufen fahren… Gute Idee? Nein!
Idee direkt über Bord geworfen, da in dieser zu viele Komponenten stecken, die das verlassen dieses Platzes mit sich bringen würde incl. Treppe, heißes Auto, Geschäft und zurück…
Also schleppe ich mich zum Kühlschrank, öffne diesen, genieße für gefühlte 5 Sekunden einen Hauch von Kälte, schnappe mir eine kalte Dose Eistee und begebe mich zurück zu dem Platz, an dem ich schon vorher saß und ausgeharrt habe!
Das zischen der Dose löst einen unsagbaren Drang nach Flüssigkeit aus… Mein Mund wird schlagartig trocken, meine Kehle verzehrt sich nach dem kühlen Nass… Meine Hände und umfassen die kalte, perlende Dose, es zischt … und setze Sie an und …. „Who the fuck is Trader Joe?!“ Mein Blick, leicht schielend, fällt auf den Firmennamen der Dose. Ich stutze… setze sie ab! Der Speichelfluss in meinem Mund kommt zum Erliegen, rinnt die Kehle hinab… Igitt! Warm…
Aber ich kann nicht… ich bin zu fasziniert von diesem Namen. Bitte wer denkt sich so etwas aus und vor allem wer kreiert eine Sorte namens“ Zitrone Zero Sparkling“? Mir fehlen die Worte… Ich starre sie weiterhin an, diese kleine unverschämte Dose… Sie ruft Trink mich! Trink mich!
Will ich das wirklich…? Shit, ja! Ich habe Durst und erneut aufzustehen kommt bei der Hitze nicht in Frage!
Ich setze an und dieses Gemisch aus Zitrone, nicht vorhandenen Kalorien und prickelnder Konsistenz rinnt meinen Rachen hinab. Nah ja… habe schon besseres getrunken…. Ich schließe meine Augen und versuche den Moment der Kühle einzufangen, nicht zu verwechseln mit Geschmack… über den wollen wir gar nicht erst reden!
Eine leichte Brise weht mir entgegen, der Geruch von Sand und Pferden umfängt mich… Pferde! Ich reiße meine Augen auf!
Wo bin ich?!
Ich sitze nicht mehr an meinem Tisch und schwitze, nein… ich stehe mitten auf einer rot sandigen Straße, in einem kleinen Ort aus schäbigen Holzhäusern, einem leichten Schweißgeruch in der Luft, billigem Tabak und Aftershave, einer unendlichen Hitze und angebundenen Pferden vor einem, wie mir das Schild verrät, Saloon… !!! Saloon? Wo bin ich?
Was hat dieses Getränk mit mir gemacht?!
Ich muss raus aus der Hitze und schwanke auf die Musik zu, die mir aus dem Saloon entgegen dröhnt. Eine Mischung aus Klavier, heißen Rhythmen und einer Nuance Verruchtheit. Ich stoße die Schwingtür zum Saloon auf, schlüpfe hindurch und was passiert… alles verstummt! Die lächerlich gekleideten Gesellen schauen mich an. Verharren vor ihrem Whiskey, mit einem leichten Mädel im Arm, die Musik bricht ab und alles wird still. Die Augen sind auf mich gerichtet!
Ja schaue ich denn so scheiße aus in meinem Schwangerschaftshängerchen?!
Nur der Wirt, der scheint dies alles sehr locker zunehmen und brüllt mir entgegen… „Willkommen in Trader Joe´s… der östlichsten Stadt im Westen der USA! Der Stadt in der Eistee Zitrone Zero Sparkling groß geschrieben wird! Ihr Gepäck ist schon da… dann mal los Mäuschen!“ Mäuschen, der hat mich nicht wahrlich Mäuschen genannt, oder?!
Wie, mein Gepäck!?
Ein leichtes Mädchen löst sich aus der Schockstarre eines ungepflegten und leicht müffelnden Cowboys und gibt mir zu verstehen ihr zu folgen. Wir erklimmen die Stufen und sie stößt erneut eine Schwingtür auf und deutet auf das Zimmer dahinter.
Ja, werde ich den verrückt, da steht ja mein Koffer. Klein, kompakt und nicht von dieser Welt!!! Oh, wie ich dich Liebe. ♥
Als ich wenige Minuten später alleine bin, in meinem Schwingtürraum ohne Klimaanlage und spärlichem Bett, bin ich dankbar dafür, dass ich stets einen gepackten Koffer in meiner Behausung stehen habe. So, kann ich stets bedenkenlos reisen, egal wohin mich meine Phantasie führt, egal wohin die Reise geht… ich bin auf alles vorbereitet!
Denn in meinem Koffer befinden sich stets folgende Artikel… ich betone lebensnotwendige Artikel, die jede Frau immer bei sich führen sollte!
Einen NASENHAARTRIMMER… Mädels, nichts ist schlimmer als einem Mann gegenüber zu sitzen, dem die Haare aus der Nase wachsen oder dem Ohr. Was tut man da nicht als emanzipierte Frau, man greift in die klitzekleine Handtasche, in die kaum ein Taschentuch passt, zieht den stets voll aufgeladenen Trimmer aus dieser hervor, sagt „Tschuldigung! und geht ans Werk. Spätestens nach 2 Minuten hat man sein Ziel erreicht… der Mann ist weg, aber man hat ihm einen großen Gefallen erwiesen.
Eine DUFTKERZE… Muss einfach sein! Stellt euch mal vor, ihr pubst oder oh mein Gott, haltet eine klitzekleine Sitzung auf der Toilette. Ich weiß, normalerweise riecht es bei Frauen immer nach Rosen und Gänseblümchen, aber so Gott will in genau diesem einen ganz bestimmten Moment nicht. Euer Schwarm klopft an… ihr könnt ihn doch nicht in diese stehende Duftwolke reinlaufen lassen… also, her mit der Kerze… Angezündet, kurz im Raum herumgewedelt… möglichst an drei verschiedenen Stellen platziert und schon riecht es nach einem Hauch von leichtem Pups und eurem Lieblingsduft!
Eine TÜR… Was würde ich ohne diese machen? Eine Verstopfung von mehreren Tagen riskieren, mit Blähungen und Bauchkrämpfen. Niemals! Deswegen reist meine persönliche Türe mit, die ich stets abschließen kann und dann das Gefühl von Geborgenheit, Heimat und zu Hause habe. Dann fluppt es schon viel besser.
Einen H&M KATALOG… natürlich die ultimative Lektüre für den Gang zur … nee nee nee, nicht was ihr denkt! Für den Gang zur nächtlichen Ruhe, natürlich! Noch schnell vor dem schlafen ein wenig durchgestöbert, Eselsohren gesetzt, davon geträumt und am nächsten Morgen festgestellt, man war einfach zu geistig umnachtet, als man sich für diese Klamotten interessiert hat. Schnell die Mails gecheckt ob nicht doch eventuell eine Bestellung rausgegangen ist!
Einen ZYLINDER… ohne sollte Frau einfach nicht verreisen. Man weiß nie wofür dieser gut sein kann. Um ein Kaninchen aus diesem hervorzuzaubern, um sich unter diesem zu verstecken, um auf dicke Buchse zu machen oder einfach nur um den freien Platz im Koffer zu füllen.
Einen VOLLEYBALL- SCHLÄGER… Ja, ihr habt richtig gelesen. Einen Schläger aus sehr festem Material, der dem Aufprall eines heranrasenden Volleyballs standhält. Diesen packe ich stets ein um für Verwirrung beim Flughafen Personal zu sorgen, zu meiner persönlichen Belustigung und natürlich als getarnte Waffe. Man weiß nie, wann solch ein Schläger mal zum Einsatz kommt.
Eine LANDKARTE VON TASMANIEN… War ich zwar noch nie, aber mir hat der Umrisse der Insel so gut gefallen, dass ich diese einfach kaufen musste. Ich finde jeder sollte Dinge besitzen, die zwangsläufig unnütz sind, aber einen hohen emotionalen Wert haben. So auch diese wunderbare Karte! Denn die Form der Insel erinnert mich immer ein wenig an den weißen Rauschebart vom Nikolaus! Mein Gott, wie poetisch…
Ein GEHEIMNISVOLLES KÄSTCHEN… es ist nicht groß, es ist leicht, verschlossen durch einen einfachen Klickmechanismus und es ist in vielen bunten Farben angemalt. Es anzusehen bereitet einem Freude, es strahlt und man erfreut sich einfach an diesem Kästchen, ohne zu wissen, was für ein Inhalt sich in diesem verbirgt. Wobei es nicht wichtig ist, denn der Inhalt selber, ist für eine ganz bestimmte Person bestimmt… doch die Freude an dem Aussehen des Kästchens, für jeden der es ansieht!
Und zu guter Letzt…
Ein GLAS NUTELLA… Man weiß ja nie, wo man landet und ob das landestypische Frühstück, den Gaumenfreuden eines jeden einzelnen entspricht. Daher muss einfach das Nutella Glas mit auf Reisen. Sei es gekühlt aus der Minibar, oder leicht warm… aber es verleiht einen Hauch von Ruhe und Zufriedenheit, wenn die süße Creme den Mund ausfüllt, man genüsslich den Geschmack genießen kann und sich einfach wegträumt!
Halt stopp, das hatten wir doch schon oder?!
Ich reiße die Augen auf… Oh nein, immer noch in Trader Joe´s… der östlichsten Stadt im Westen der USA! Der Stadt in der Eistee Zitrone Zero Sparkling groß geschrieben wird! Blablabla….
Doch nun knurrt mein Magen! Ein Blick auf meine Uhr verrät mir, Zeit für das zweite Frühstück! Man gönnt sich ja sonst nichts! Also, runter in den Saloon… Das hatten wir ja schon! Alles verstummt, schaut mich an, wird ruhig, verharrt usw. Wieso machen die das immer?! Sollte ich einfach Hallo sagen?! Pupsen? Einen Witz erzählen oder mich einfach völlig ungeniert an den Tresen setzen, tun als wäre nichts und ein Brötchen bestellen?! Jawohl, genauso machen wir es…
Ich laufe durch die Tische im Saloon, steuere den Tresen an und höre hinter mir dieses vermeintliche Geräusch von hochziehender Spucke im Mund und einem auf dem Boden aufkommenden Rotzespuckeflecken! Abrupt drehe ich mich auf meinem nicht vorhandenen Absatz um, Flip Flops ist die Devise aufgrund geschwollener Füße… schaue den Übeltäter mit Zornes geweiteten Augen an.
Doch alles was ich erkennen kann ist ein Cowboy Hut tief ins Gesicht gezogen… langsam schiebt er diesen hoch!
Meine Wut verschwindet, denn ich schaue in das Gesicht, was ich zuletzt vor 7 Jahren sehen durfte. Das Gesicht, welches ich mein Leben lang nie vergessen werde. Welches gezeichnet ist vom Leben, von Erinnerungen, von Abenteuern und von purer Liebe… mein Opa.
Ich lasse mich auf den Stuhl gegenüber fallen. Vergessen ist die Rotzespucke, vergessen sind die Cowboys, vergessen die Musik… Denn plötzlich zählt nur noch das hier und jetzt!
Meine Chance, die ich nicht hatte, mich zu verabschieden!
Tränen treten mir in die Augen, als ich sehe, wie er mich ansieht. Mit seinen wachen und gleichzeitig doch so alten Augen. Wie seine Hände vom Alter gezeichnet sind, wie er stetig über seinen Arm streicht, der nach einem Schlaganfall leicht taub geworden ist… Voller Erwartung, was ich zu sagen habe, voller Hoffnung, dass meine Worte nicht zu hart sind und voller Liebe!
Ich will nicht viel sagen, aber ich will das er etwas weiß: „ DANKE! Ich danke dir für eine wunderbare Kindheit. Für all die Wochenende die du mit mir verbracht hast. In denen wir mit Lego gebaut haben, du mit mir Mentos kaufen gegangen bist, wir zusammen Fahrrad gefahren sind und du mir zum Einschlafen Geschichten von den Bären erzählt hast. Für dich war nichts zu viel und du hast mich stets spüren lassen, wie sehr du mich liebst.
Ich vielmehr muss mich dafür entschuldigen, dass ich nie Zeit für dich hatte, weil mein Beruf später wichtiger war. Das ich nicht immer geduldig mit dir war, als du aufgrund des Alters nicht mehr alles machen konntest. Ich entschuldige mich dafür, dass ich dir nicht immer meine volle Aufmerksamkeit geschenkt habe, als du mir Geschichten aus dem Krieg erzählt hast, die ich alle schon kannte, aber sie dir mehr als wichtig waren. Ich entschuldige mich dafür, dass ich in deinen letzten Stunden nicht bei dir war um dich zu begleiten….
Du hast mir mehr gegeben als ich dir und dies nagt stets an meinem Gewissen. Wie sehr würde ich mir wünschen, du könntest heute meine Kinder erleben. Wie sie sind und was sie machen. Wie sehr wünsche ich mir, nur ein Fünkchen deiner Ruhe und Ausgeglichenheit zu haben. Doch, alles was mir bleibt sind Erinnerungen an dich. Die immer mehr in den Hintergrund rücken, deine Stimme gerät in Vergessenheit, dein Geruch neutralisiert sich zu einem nichts und dein Lachen kann ich nur noch auf Fotos sehen. Ich hoffe da wo du bist geht es dir gut und du bist glücklich, so wie du es immer mit deinen Enkeln warst! Ein Dank alleine reicht nicht aus um das auszudrücken was du mir gegeben hast.“
Ich merke, wie sich in meiner Hand das geheimnisvolle Kästchen neutralisiert. Wie es an Gewicht zunimmt. Ich stelle es auf den Tisch, zwischen uns! Schiebe es in seine Richtung…
Mein Opa greift es sich… Seine Hände sind alt, seine Augen die mich mustern, sind trüb und haben ihren Glanz verloren. Langsam öffnet er das Kästchen und zieht aus diesem ein Kreuzworträtzel mit passender Lösung und Stift hervor. Ein Lachen breitet sich auf seinem Gesicht aus: „Das du daran gedacht hast! Ich danke dir!“ Wie könnte ich dies jemals vergessen… Meinen Opa sitzend in seinem Sessel zu sehen und die Lösung in das Kreuzworträtsel übertragend vorzufinden. So waren seine letzten Jahre nach dem Schlaganfall… stets beschäftigt, stets in seiner eigenen Welt und doch stets mit einem Lachen für mich da!
Tränen verschleiern meinen Blick! Mein Opa wird immer unklarer….
Ich senke die Lider, Flüssigkeit rinnt mir über das Gesicht, sind es Tränen, ist es Schweiß, ist es Zitronen Eistee?
Ich reize meine Augen auf und stelle fest, ich habe mich selber bekleckert … klebriger Eistee rinnt an meinem Kinn hinab, tropft auf meinen Laptop und ich springe auf!
Weg ist der Saloon, weg ist mein Opa, weg das Kästchen… alles was bleibt ist eine schirre Hitze und diese verdammte Dose Trader Joe´s Zitronen Eistee Zero Sparkling…
Haben mir meine Schwangerschaftshormone einen Streich gespielt und das wichtigste in meinem Unterbewusstsein zu Tage gefördert und mich träumen lassen… oder war ich wirklich in Trader Joe´s?
Ich schaue auf meine Füße… Sie sind rot sandig und dreckig!
Der rote Sand, den es nur in Trader Joe´s gibt… der östlichsten Stadt im Westen der USA! Der Stadt in der Eistee Zitrone Zero Sparkling groß geschrieben wird! Again!
Träume ich? Bin ich wirklich daheim oder … Aua… ich musste mich selber zwicken! Ist das alles wirklich passiert?
Ich wische mir den Eistee vom Kinn und schaue diese kleine verdammte Dose an, diese Dose die mich hat für einen Moment inne halten lassen und mir gezeigt hat was wichtig ist… nicht das was man trinkt, wie man heißt, woher man kommt, sondern was einen bewegt und was einem das Herz offenbart!
Eine Reise ins Ich! Egal ob vollgepumpt mit irreleitenden Schwangerschaftshormonen oder einfach nur ein Bestandteil der eigenen Phantasie. Egal was von beidem für meine sandigen Füße gesorgt hat, etwas Gutes hat es aber, eine einmalige Begegnung, die ich stets in meinem Selbst bewahren werde.
Ich setzte die Dose Eistee an, trinke sie in einem Zug leer, drehe sie erneut in meinen Händen, als wäre sie ein kleiner Schatz, stehe auf und werfe sie in die gelbe Tonne.
Mit einem lauten Knall fliegt der Deckel zu… ich atme ein, ich atme aus! Der Tag kann beginnen und ich fühle mich ein ganzes Stück leichter und erfrischt!
XoXo
Maren